Gekünstelt im Lenbachhaus

Das Lenbachhaus ist zur Zeit eins der Topthemen in Bayern – vor zwei Tagen hat es wiedereröffnet, nachdem der bekannte Architekt Norman Foster dem alten Haus ein neues – wie einem Geschwisterlein, das auf Gesellschaft und frischen Wind in der Familie wartet, hinzugefügt hat.

Frischer Wind wird einem allerdings nur von den Kunstwerken selber entgegengeblasen – eine erfrischende Mischung, ja, Mischung, nicht Trennung von zeitgenössischer Kunst und Werken aus dem frühen 19. Jahrhundert. Da findet man in benachbarten Räumen Bilder der frühen Landschaftsmalerei, eine umfangreiche Sammlung des ‚Blauen Reiters‘, Plastiken, Installationen und einen kopflosen Mann mit rosa Pulli, der einen erstmal nicht sonderlich interessiert weitergehen lässt, bis man diese Beule in seiner Hose bemerkt… Und wenn ich so vor der Badewanne von Joseph Beuys stehe, höre ich Geschichten, die wichtige, schön neureiche Väter ihren wichtigen schönen Töchtern und Frauen erzählen. Da werden Putzfrauengeschichten mit einem Kunstverständnis erzählt, das mal eben so, um mitreden zu können, irgendwo aufgeschnappt wurde, aber nicht den Tatsachen entspricht. Naja. Das ist irgendwie auch typisch wichtig München und man kann sowas auch milde lächelnd lieben lernen, als Erkennungsmerkmal, um nicht zu vergessen, wo man ist. Vielleicht ist das ja auch anderswo so, mit der Kunst.

Den frischen Wind lassen die Räumlichkeiten leider vermissen, die Luft, puh.. ich hab kein scharfes Messer dabei, wen oder was wollte ich auch schneiden damit, ausser meinen Salat. Jetzt weiss ich es! Die Optik finde ich interessant – übrigens am meisten die der Aussenfassade in der Hintergasse. Ich finde es eher traurig, dass kaum jemand dorthin gelangt um die sich in der goldenen Fassade spiegelnden, alten Umgebungsgebäude zu bewundern. Ach.. nee, eigentlich bin ich ganz froh, wenn ich solche besonderen Orte für mich allein geniessen kann. In der Architektur ist Alt und Neu ebenso vermischt, wie in den Ausstellungen – sowohl aussen, wie auch innen. Die Räume im alten Teil des Gebäudes sind für mein Empfinden zu eng, um die Kunstwerke – vor allem die ansprechenden Videoinstallationen – aus einer Distanz und mit Luft drumrum betrachten zu können, dass sie ihre Wirkung auf den Betrachter voll entfalten können. Sie wirken teilweise „untergebracht“, trotzdem kann ich mich kaum losreissen und merke mir einige Namen und Titel, um sie später im Internet genauer zu recherchieren.

Gerade wieder zu Hause, kommt schon wieder die nächste Reportage im (bayerischen) Fernsehen. Ich lerne bei jeder wieder Neues hinzu – auch die wahrheitsgemässe Badewannengeschichte. Und im Hintergrund wird das Ganze musikalisch von James Blake begleitet… Der im Oktober ja auch nach München kommt. Nicht in’s Lenbachhaus – es gibt dort leider keinen Raum, der genug Luft für ihn hätte.

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