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Bäuchlings durchs Leben

Januar 23, 2011

Um einem plötzlichen Gelüst zu folgen muss man manchmal nur um die Ecke denken und um selbige gehen. Nachts. Nur zweihundert Meter. Zweihundert Meter von meiner Haustür entfernt befindet sich zwischen anderen eine weitere. Schon lange hab ich es auf sie abgesehen. Nicht um sie einzutreten oder gar in sie.

Als ich später die Bilder betrachte, erkenne ich erst die Tragik, die sich hinter ihnen verbirgt. Hinter der Haustür. Der rote Kinderwagen im Flur. Er deutet darauf hin, dass in diesem Haus mindestens ein Kind wohnt. Rot, finde ich, ist eine positive, ja lebensbejahende Farbe. Das Kind ist also bestens untergebracht bei seinen Ausflügen. Die Eltern haben ihre Wohnung sorgfältig nach Feng Shui eingerichtet und wollen auch für ihr Kind nur das Beste. Doch sie haben etwas ausser Acht gelassen. Auch keine bösen Absichten können schwerwiegende Konsequenzen nach sich und die ganze Zukunft des Kindes in Mitleidenschaft ziehen.

Ich stelle mir vor, wie es sein muss für diesen kleinen Menschen, wenn er in seinem roten Gefährt durch den Hauseingang geschaukelt wird. Sein Blick nach oben gerichtet. Direkt auf diese Fratze über der Haustür. Was muss das – Mal für Mal – für ein traumatisches Erlebnis sein. Es wird sein Leben prägen, Angstneurosen hervorrufen, Angst vor Hauseingängen, Angst davor raus- oder reinzugehen. Also wo soll es bleiben? Auf der Schwelle? Drinnen? Draussen? Im Kinderwagen für immer und ewig? Das würde eng werden, irgendwann.

Eine Lösung, wenn auch geringfügige Nachteile bietend wäre, das Kind bewegt sich ausschließlich in Bauchlage aus dem Haus. Es bekommt nichts mit von seiner Umwelt und fühlt sich in lebensbejahendem Rot drinnen, draussen und dazwischen wohl. Man wiederholt sowohl negative, als auch positive Erfahrungen immer wieder. Dem Kinderwagen entwachsen wird es stets optimistisch bäuchlings durchs Leben robben.