Archive for the ‘also wirklich’ Category

Mensch

Januar 17, 2014

In der Arbeit haben sie heute wieder den Drucker blockiert, weil sie das Internet ausdrucken wollten. Das hatten wir doch jetzt schon x-mal. Können sie die Seiten nicht kopieren? Endlich Wochenende, zu Hause hab ich wenigstens mein eigenes Internet. Und für die Alarmtöne (die sind ja scheusslich!), wenn der Bildschirm mal wieder abstürzt, da hab ich mir das Requiem von Mozart runtergeladen.

Das letzte Hemd

Dezember 14, 2011

Wie ist es denn nun? Das letzte Hemd liegt da, frisch gewaschen und gebügelt. Als ob ich bügeln würde – sind Falten wirklich das, worauf es ankommt?

Nein, es kommt darauf an, ob ich selbst erfriere, wenn ich es her gebe. Wie weit kann ich gehen? Brauche ich das letzte Hemd, um nicht zu erfrieren, oder ersticke ich daran, wenn ich mich daran klammere in dem Bewusstsein, dass ein anderer es vielleicht noch dringender braucht, weil er schon klamm ist, die Haut vor Kälte blau anläuft, aufspringt und blutende Risse entstehen? Wird es ihn denn überhaupt retten können, oder ist es nicht viel zu dünn und vor allem – ist es das, was er wirklich braucht – nicht nur um diesen Tag zu überstehen?

Ich habe die Anweisung erhalten das Hemd zu behalten, weil ich Wärme brauche. Besonders gehorsam war ich noch nie. Aber es stimmt, mir ist kalt und ich hole mir jetzt warme Wolldecken.

‚Wir‘ sind doch Sozialstaat, oder? Der gibt den Gelähmten Hilfe, aber nur denen, die bereit sind mitzulaufen.

O. hat mir Madness gezeigt. Die Ska-Gruppe vor vielen Jahren, weil er sie mochte – heute den anderen Wahnsinn, weil er ihn heute erfahren muss. Und er hat gesagt, dass es viele nicht kapieren. Wir brauchen nicht das letzte Hemd, wir brauchen Liebe. Wir alle. Und wir können sie geben, wenn wir das verstehen.

Wenn mir wieder wärmer wird, kann ich vielleicht wieder solche Texte schreiben:

Wenn die Postfrau zweimal klingelt

Erste zuletzt

Raupbau

Findelente

Schlitten, Schi, Schwein und Schwindel

Dumm wie Brötchen

… noch eine Decke, bitte!

Das Tibetische Buch

November 13, 2011

Ich stelle mir vor und nehme meine Träume mit. Und dann lebe ich meine Träume dort, wo ich ohne sie das Leben der Anderen führen müsste.

Warum soll ich mich denn „ablenken“, indem ich arbeiten gehe und weiterhin meine gesellschaftlich- wirtschaftliche Funktionsfähigkeit unter Beweis stelle? Die Gesellschaft ist ohnehin krank und das ist mir nicht erst klar, seit ich mich, wie viele, die mit dem Tod in Berührung kommen, noch mehr als sonst mit dem Leben beschäftige. Ich gehe weiter arbeiten, solange ich kann, aber nicht um mich abzulenken (ich „muss“ ja schliesslich arbeiten). Ich WILL mich nicht ablenken und ich will nicht einfach wegschmeissen, was mir diese Zeit gibt.

Ich will meine Gedanken schweifen lassen und nutze jede freie Minute dazu. Ich will meine Trauer spüren und durchleben und ich empfinde diese Zeit als eine der wertvollsten meines Lebens. Sie ist traurig aber auch sehr bereichernd und oft fühle ich mich wie befreit von all den unnötigen Lasten, die wir uns selbst auferlegen, weil ich sehe, was wirklich wichtig ist.

Auf der Suche nach einem bestimmten Buch bin ich mal wieder in meiner Lieblingsbuchhandlung. Sie ist klein, gemütlich, im Hintergrund – und öfters auch davor – spielt Musik von nicht ganz so bekannten Künstlern. Die Verkäufer sind alle Buch- und Musikliebhaber, mit Herzblut dabei und lehnen auch mal den Kopf an die Schulter des anderen – ohne erschöpft, eher erfüllt zu sein. Draussen ist es novembergrau, kalt und feucht. Als ich mich so zwischen den Holzregalen rumschiebe wird auf einmal alles ganz hell, mir wird warm, ich könnte jetzt glatt meinen Cordmantel auf den Boden schmeissen und auf den knarzenden Dielen zu tanzen anfangen. Ich verstehe kein Spanisch (und bekomme zum hundertsiebenunddreiundneunzigsten Mal die Idee ENDLICH einen Sprachkurs zu machen), aber schon der Klang der Sprache, die Musik und das CD-Cover holen für mich die Sonne und die Wärme rein, die so gut tut. Warum sollen wir eigentlich dumpfe Trauermusik hören und weinen, wenn wir am Grab stehen? Ich weine lieber alleine, weil ich mich währenddessen nur mit mir selbst unterhalten will und keinen Austausch brauche. Ich halte das ganz gut aus, das Weinen. Ich hätte Lust zu dieser Musik mit den anderen um’s Grab zu tanzen und zu lachen und uns darüber zu freuen, was uns das Sterben über das Leben gelehrt hat.

Das Buch? Ich bin spirituellen Themen gegenüber äusserst kritisch und kann nichts damit anfangen, wenn ich die Verantwortung für meinen eigenen Verstand und mein Gefühl einer höheren Macht übergeben soll. Hier darf ich meine Verantwortung selbst tragen – ein Buch, das mich sehr beeindruckt, weil es mich frei darin lesen lässt und meine Gedanken nicht leitet, sondern ermutigt: „Das Tibetische Buch vom Leben und Sterben“ von Sogyal Rinpoche.

Oben und Unten

November 2, 2011

Ich hab alles versucht. Obwohl ich den ganzen Tag danach gesucht habe, ich hab es einfach nicht gefunden. Ich hänge meine Füsse in den Himmel und aus meinem Mund blubbern Blasen, weil mein Kopf unter Wasser ist. Am Bauch kitzeln mich Grashalme, die sich im Wind wiegen. Das fühlt sich alles gut an, es ist nur schwer nicht noch in’s Taumeln zu kommen. Macht nichts. Schräglage bringt Kopf, Bauch und Füsse mal hierhin mal dorthin. Alle haben was davon, vom Blubbern, vom Kitzeln und vom Hängen in der Luft. Das ist doch völlig in Ordnung. Ungewöhnliche und interessante Gedanken und Ideen entstehen. Und der Antrieb, ja der ist noch in der Werkstatt. Menschmenschmensch, was das den Mechaniker wieder kosten wird, wenn er so lange braucht. Wir haben nämlich Trödelrabatt vereinbart und ich werde am Ende noch Gewinn machen.

Warum soll ich immer wissen wo oben und wo unten ist? Und wozu die Eile?


Die Sache mit der Mohrrübenmasche

Juni 4, 2011

Die straffe, pralle Wurzel wird dicht vor die Nase gehängt mit dem Hinweis, dass man schön kräftig weiterstrampeln muss, schneller und schneller, damit sie so schön straff und verlockend bleibt und man sich auf einen herzhaft-knackigen Biss freuen kann. Man darf auch stolz darauf sein, nicht jede Mohrrübe ist so fett und leuchtend orange und überhaupt ist orange doch eine tolle, ja positive Farbe!

Beim Biss dann schlagen die Zähne laut aufeinander, dazwischen nichts. Klack. Die Mohrrübe baumelt weiter um den Weg zu weisen. Unterwegs fällt welkes Grünzeug ab, man darf es zusammenklauben, um sich bei Laune zu halten. Die Blätter haben kein Provitamin A, die Sehkraft leidet, man verliert das Leuchten aus den Augen und das Strampeln raubt zusätzlich Kraft, von der am Ende nichts mehr übrig bleibt. Das macht nichts, das Grünzeug lässt sich beim Kriechen ohnehin leichter vom Boden aufsammeln.

Müller hat es zu spät gemerkt. Die Mohrrübenmasche zieht nicht mehr. Er hat einen weiteren Mitarbeiter verloren. Stattdessen hat er nun einen weiteren Angestellten ohne den Stolz, die Loyalität und den Idealismus, der die Mohrrübe hat so fett werden lassen. Wenn man genau hinguckt, kann man sie schon schrumpeln sehen.

Fieldo 007

April 16, 2011

Kaum bin ich zurück in meinem Blog, muss ich feststellen, dass Fieldo the Cat mich ausspioniert hat und ein Musikvideo hat mitgehen lassen. Mit unschuldig blinzelnden Augen, die Nase genüsslich in die Höhe streckend, wie Katzen… entschuldige, Fieldo… Kater es so an sich haben, wenn man ihnen über den Kopf streichelt, hat er sich von mir verabschiedet. Dann ist er mit kleinen Schritten zu seinem Heimatblog weggetippelt, neckisch mit seinem roten Schwänzchen wackelnd. Hat so getan, als wäre nichts.

Und ich? Ja, jetzt steh ich da und guck blöd. Ein Loch in meinem Blog! Stattdessen hat Fieldo einfach einen Gastbeitrag hinterlassen – ungefragt! Aber der kann die Lücke natürlich nicht schliessen, die er hinterlassen hat.

Katzenmusik

April 12, 2011

Ich weiss auch nicht, wo ich jetzt hier gelandet bin. Zuhause war’s nicht mehr auszuhalten – dieses Gejammer auf der Schreibschaukel ist einfach unerträglich. Ich dachte ich guck dann einfach mal um die Ecke, aber das hier ist ja wohl auch keine überzeugende Alternative. Schwanengesang! Uääch!

 

Der sterbende Schwan

April 8, 2011

Das ist nicht das, wonach es aussieht. Das ist kein Blogeintrag, das ist nur seine Ankündigung. Es ist noch nicht ganz sicher, welcher Akt es sein wird, aber den nächsten Auftritt des sterbenden Schwans anzukündigen, hat noch keinem Schwan geschadet.

Meine zeitweise – jaja – spärlichen Netzbeigaben, die Unregelmäßigkeiten sind mein Markenzeichen. Das muss einfach mal gesagt werden. Man könnte es missverstehen und diese neuerliche, längere Pause als Einschlafen eines Blogs interpretieren, als langsames Hinübergleiten in eine Ohnmachtsphase, die schliesslich in der völligen Erstarrung,  ja Leblosigkeit gar, endet.

Nein! Mitnichten. Fremdbestimmte Arbeit, selbsterkannte Krankheit, ein Friseurtermin, ein paar Schwimmbad- und Konzertbesuche und die Zeit, die ich morgens für mein ausgedehntes Frühstück brauche, haben es mir ermöglicht, meinen Blog derart zu vernachlässigen, dass meine Leserzahlen wieder auf ein erträgliches Maß abgesunken sind und endlich dieser Erwartungsdruck nachlässt. Höchste Zeit gegenzusteuern! Nun hab ich bald schon wieder einen Friseurtermin, muss morgen wieder frühstücken und …

Toll. Endlich wieder gebloggt. Es geht eindeutig steil bergauf! Seilt euch an, Leute!

Dynamisches Origami

März 18, 2011

Japan. Origami. Faszination. Dynamik. Hoffnung. Und Kraniche.

Ein aussergewöhnlicher Origamikünstler,  Sipho Mabona, lebt in der Schweiz. Mit leuchtenden Augen habe ich seine Website  http://www.mabonaorigami.com/ durchstöbert und mit Bedauern gesehen, dass ich seine Ausstellung im letzten Jahr verpasst habe, für die ich wohl hunderte von Kilometern auf mich genommen hätte. Das Video der Ausstellung zeigt grundlegende Themen, in Papier gefaltet. Die Bilder machen nachdenklich. Die Figuren strahlen Ruhe aus. Gerne hätte ich mich ganz allein zwischen ihnen auf den Boden gesetzt. Obwohl sie strahlen.

So wie sich in einem Kernreaktor eine unvorhersehbare Dynamik entwickeln kann, so kann sie sich auch positiv im Denken entwickeln. Die Dynamik Hoffnung.

Eine japanische Legende sagt, dass jedem, der 1000 Origami-Kraniche faltet, ein Wunsch erfüllt wird. Sadako Sasaki hatte als Hiroshima-Opfer vor über fünfzig Jahren die Hoffnung gesund zu werden. Sie faltete weit über 1000 Kraniche und starb. Vielleicht hat sie zuviel getan und zu große Hoffnung in ihre Kraniche gesetzt. Vielleicht können wir den Wunsch nicht bestimmen, der erfüllt wird. Vielleicht hat ihr die Hoffnung das lange Sterben einfach nur erleichtert.

Der Liveticker tickt weiter. Ich hab keine Lust, Kunde zu sein im Sensationsgeschäft. Lieber würde ich noch weiter zwischen den Faltfiguren umherfliegen, bis Lamb, eine Band, die gegen den Strom geschwommen ist und die es leider nicht mehr gibt, ihr „Gabriel“ zu Ende gesungen hat.

Dumm wie Brötchen

März 7, 2011

Jetzt erst ist mir aufgefallen – wie dämlich aber auch, dass meine Blogroll Blogroll heisst. Nein, hiess. Oder heisst es heisste? Ein brandheisses Thema! Und deshalb habe ich meine Blogroll umbenannt. In gutes Deutsch. Dessen bin ich mächtig. Z (=B) tagebuch (=log) brötchen (=roll) heisst sie jetzt richtig. Zumindest hoffe ich, dass ich die passende Übersetzung für roll gewählt habe – hat dieses Wort im Englischen doch mehrere Bedeutungen. Wobei ich jetzt nicht verstehe, warum ich Brötchen auf meiner Seite platzieren soll. Ich könnte ja auch Semmeln, Schrippen, Wecken nehmen… nein, vielleicht entscheide ich mich doch besser für die Walze. Oder die naheliegende Rolle? Hm. Ehrlich gesagt finde ich den Klang bei der Sprache auch nicht unwesentlich und oft so ausdrucksvoll, dass er mehr sagt, als Regeln. Blogbrötchen ist mir sympathisch. Zweimal das weiche B und die Mundbewegung fühlt sich gut an, beim Sprechen. Den Sprachanteilen nach ist dieser Begriff auch kein Denglisch, sondern wenigstens Deutlisch.

Bundesverkehrsminister Ramsauer, meinen Sie, mit diesem Entgegenkommen meinerseits können Sie leben? Sie wollen „dem Volk zukünftig auf´s Maul schauen.“ Schluss mit dem dämlichen Denglisch. Mit der Übersetzung des Ausdrucks „VIP-Lunch“ in „Mittagessen für bedeutende Personen“ haben Sie uns wahrlich einen großen Dienst erwiesen. Dienen sollen Sie ja auch als Diener, der Sie als Minister auf gut Deutsch ja sind. Aber Latein versteht ja schliesslich jeder. Die deutsche Sprache soll deutsch bleiben und somit heisst künftig der Laptop Klapprechner. Mit Ihren Englischkenntnissen scheint es zu hapern, wüssten Sie sonst doch, dass die richtige Übersetzung Schoßdeckel hiesse. Dass Flipcharts jetzt Tafelschreibblöcke heissen finde ich, mit Verlaub, auch nicht so treffend. Wäre Blättertafel nicht besser?

Sie haben mich jetzt ganz durcheinander gebracht. Solange diese sprachlichen Schmuckstücke nicht ein- bis mindestens zweideutig in der nächsten Reform der Reform der Rechtschreibreform festgeschrieben werden, werde ich mich wohl geradezu anarchistisch mit eigenen Wortkreationen verständlich machen müssen. Oder haben Sie auch etwas gegen Griechisch?

Apropos dämlich. Das Wort sollten wir uns merken, Herr Ramsauer. Sonst heisst das irgendwann ladylike und das wollen sie doch bestimmt  nicht (sein).